Die Nikolaikirche
Wohl die bewegteste Geschichte aller Heilbronner Kirchen hat die Nikolaikirche.
Der Namenspatron der Kirche ist Nikolaus von Myra, der Schutzpatron der Kaufleute und Reisenden - viele von ihnen kamen an dieser Kirche vorbei, wenn sie die Stadt verließen oder betraten.
1351 | ist die Kirche zu St.Nikolaus erstmals urkundlich erwähnt - die Urkunde von damals bestimmte, dass Erträge aus einem Weinberg im Fall der Nichterfüllung eines Kaufvertrags an die zwei Pfründen von St.Nikolaus fallen sollten (Pfründen sind Einkünfte aus Stiftungen, die einem bestimmten kirchlichen Amt zugute kamen). Die Kirche stand zu diesem Zeitpunkt sicher schon einige Zeit; sie war zunächst nur eine Kapelle, mit gleichem Grundriss wie heute, aber niedriger. |
1450 | wurde sie mit dem heutigen Westportal und dem Orgelfenster geschmückt. Dies steht sicher im Zusammenhang mit der Blüte der Stadt als Freie Reichsstadt seit 1371. Der Rat der Stadt stiftete 1383 den Dreifaltigkeitsaltar, und der Würzburger Bischof bestätigte das Recht der Stadt, für diesen Altar die Priester eigenständig zu benennen. |
1495 | weihte Georg, Bischof von Nikopolis und Vikar des Bischofs von Würzburg, die Kirche. |
1524 | finden die ersten lutherischen Gottesdienste in Heilbronn statt: ein maister hanssen, zu sant Nicolaussen predigt in der Nikolaikirche lutherisch. Er muss im Oktober 1525 die Stadt verlassen; im gleichen Jahr erlaubt der Rat den Zünften, sich von Johann Lachmann, Prediger an der Kilianskirche, nach lutherischen Grundsätzen predigen zu lassen. |
1530 | wird in der Reichsstadt Heilbronn die Reformation eingeführt. Die Nikolaikirche geht in den Besitz der Stadt über und wird als Predigtkirche verwendet. |
1544 | wird die Predigtstelle in die Kirche des ehemaligen Barfüßerklosters am Hafenmarkt verlegt. Die Nikolaikirche wird für Jahrzehnte die Kinderkirche für die ganze Stadt. |
1622 | wird die Nikolaikirche im Dreißigjährigen Krieg stillgelegt. Sie wird Zeughaus (Waffenkammer) der Stadt Heilbronn. Auch nach Ende des Dreißigjährigen Krieges bleibt es bei dieser Verwendung. Erst 1699, nach Ende einer Besetzung durch die Franzosen, werden die letzten Waffen- und Munitionsvorräte entfernt; das Kirchlein steht von da an leer und verwahrlost. |
1706 | wird auf Betreiben der Bürger die Nikolaikirche instand gesetzt und wieder als Gotteshaus verwendet, nachdem die Barfüßerkirche seit mehreren Jahren durch eine Brand zerstört ist. Es bürgert sich außerdem ein, sie als Leichkirche zu verwenden, d.h. die Beerdigungsgottesdienste finden hier statt. |
1805 | beschlagnahmen französische Soldaten die Kirche, räumen sie aus und verwenden sie als Lazarett. |
1820 | wird die Kirche an die Stadt zurückgegeben. Der Kirchenraum wird vermietet, unter anderem sind in den Folgejahren ein Holzmagazin und verschiedene Werkstätten hier untergebracht. Auch städtische Feuerspritzen waren hier untergestellt. Als Versammlungssaal und Wahllokal wurde die Kirche zeitweise verwendet, und die Heilbronner Turngemeinde nutzte sie ab 1849 als Turnhalle. |
1851 | wird die Nikolaikirche als Gotteshaus wieder eingeweiht. Innerhalb kurzer Zeit haben Bürger über 2500 Gulden für die Wieder-Instandsetzung der Kirche gesammelt, und so kann sie am 2. Advent 1851, einen Tag nach Nikolaus, zum 3. Mal seit ihrem Bestehen für die gottesdienstliche Verwendung eingeweiht werden. Auch in der Folgezeit werden durch Spenden finanzierte Neuerungen möglich, so wird 1855 in der Kirche eine Gasbeleuchtung eingebaut. |
1899 | werden die drei Glocken der Gießerei Kiesel, die noch heute in Gebrauch sind, angeschafft. |
1944 | beim schweren Bombenangriff auf Heilbronn wird mit der gesamten Innenstadt auch die Nikolaikirche schwer zerstört. Nur die Mauern bleiben stehen. 1950 beginnt der Wiederaufbau, und |
1951 | wird am 27.Mai die Kirche wieder - zum vierten Mal in ihrer bewegten Geschichte - eingeweiht.
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Die zerstörte Nikolaikirche nach dem Bombenangriff am 4. Dezember 1944